Von Claudia Wößner WORMS - Gunnar, die Pfeifente, ist im Baltikum unterwegs. Mal ist sie in Estland zu finden, mal an den Stränden Lettlands. Und Luna, die Heringsmöwe, verweilt in der Nähe von Glasgow in Schottland. Nur von Ruby und Olli ist nichts zu sehen, also jenen beiden Jungstörchen aus dem Tiergarten, die zuletzt mit GPS-Sendern ausgestattet wurden. Im „Animal Tracker“ tut sich am Mittwochnachmittag nichts, als man den Namen der beiden eingibt. Mit der App des Max-Planck-Institutes für Ornithologie können die Zugrouten von Wildtieren auf der ganzen Welt mitverfolgt werden, dank GPS-Signalen, die ein winziger Sender auf dem Rücken der Tiere ausstrahlt.
Sind Ruby und Olli tot? Dr. Hilmar Kienzl vom Nabu beruhigt: „Den beiden geht es gut. Sie lernen gerade, Nahrung zu suchen, werden aber noch gefüttert.“ Die beiden Jungstörche würden mit ihren Daten erst innerhalb der nächsten zehn Tage im System eingepflegt. Bisher verpassen Tierfreunde aber noch nichts. Die Störche mit dem Sender wohnen noch daheim im Tiergarten. Mitte August, so schätzt Kienzl, machen sich die besenderten Tiere auf die Reise gen Süden. Besonders Rubys Schicksal liegt dem Nabu-Aktiven am Herzen. „Unser Jungstorch Ruby mit Sender auf dem Rücken. Es ist ein Bub“, hat Kienzl, fast so stolz wie ein frisch gebackener Papa, unter ein Foto geschrieben. Das hat er verschickt, nachdem ein DNA-Test Klarheit gebracht hatte: Ruby ist ein Junge! Der Nabu Worms-Wonnegau hat die Patenschaft und damit auch die Kosten des Senders für Ruby übernommen, für Olli stand der Tiergarten Pate und übernahm die Sender-Kosten.
n diesem Jahr wurden zum vierten Mal rheinland-pfälzische Jungstörche mit GPS-Sendern ausgerüstet, um die Routen der Vögel wissenschaftlich auszuwerten. Verantwortlich für das Besenderungsprojekt sind die Aktion Pfalzstorch und das Max-Planck-Institut für Ornithologie Radolfszell. Wie Kienzl berichtet, wurden in den vergangenen Jahren 65 Jungstörche mit einem Sender ausgestattet. Nur zehn von ihnen leben noch. Für Kienzl eine erschreckende Quote: „Die meisten sind durch menschliche Einwirkung gestorben.“ Strommasten, falsche Nahrung auf Müllhalden und noch vieles mehr machen die Reise der Störche gefährlich. „Wir drücken Ruby die Daumen“, hofft Kienzl, dass seinem Schützling nichts passiert, wenn er bald den Abflug macht. Startklar ist Ruby auf jeden Fall.
EINER LEBT NOCH Mit Ruby und Olli haben zwei der drei Jungstörche im Tiergarten einen GPS-Sender erhalten.
Es sind nicht die ersten Tiergartenstörche mit einem Sender: Der Bekannteste unter ihnen ist Rudi. Der Jungstorch aus dem Jahrgang 2016 ist der einzige noch lebende Storch von fünf besenderten Jungtieren aus dem Tiergarten. Er hält sich derzeit ganz in der Nähe im hessischen Büttelborn auf.
Viele Grüße von Brit
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar (Antoine de Saint-Exupéry)